Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Bis zuletzt wird gekämpft

Projekt „Kaunertal–Langtaufers“ wird weiter verfolgt

Aufgeben ist kein Thema. Die Vollversammlung der Oberländer Gletscherbahnen AG sprach sich kürzlich dafür aus, das Projekt der „skitechnischen Verbindung der Skizonen Langtaufers (I) und Kaunertal (A)“ grundsätzlich weiterzuverfolgen.
12. März 2024 | von Herbert Tiefenbacher
Bis zuletzt wird gekämpft
Geschäftsführer der Oberländer Gletscherbahn AG und Obmann des TVB Tiroler Oberland, Armin Falkner: „Es ist ein sinnvolles Projekt. Es kann nicht leicht abgelehnt werden.“ RS-Foto: Tiefenbacher
Seit über 40 Jahren gibt es Pläne für eine Skiverbindung vom Skigebiet Kaunertaler Gletscher in das bisher wenig erschlossene Langtauferer Tal. Um das Projekt auf Schiene zu bringen, wurde im Februar 2016 die Oberländer Gletscherbahn AG gegründet. Mit im Boot als Hauptinves­tor ist Hans Rubatscher (Pitztaler- und Kaunertaler Gletscherbahnen). Wäre es nach den Projektinitiatoren gegangen, wäre die bauliche Umsetzung des Vorhabens Anfang 2018 in Angriff genommen worden. Ursprüngliches Ziel war es nämlich, bis Oktober 2017 alle nötigen behördlichen Genehmigungen am Tisch zu haben und darauffolgend die Realisierungsphase zu starten. Doch in Fahrt kamen bisher nicht die Baustelle, sondern nur die Behörden- und Gerichtsverfahren und diese sind von Pannen und teils heftigen lokalen Konflikten geprägt.

AUS VERSENKUNG GEHOLT. Die Südtiroler Landesregierung musste ihren eigenen Beschluss vom 19. Dezember 2017 wegen Rechtsmängel (Befangenheit eines Kommissionsmitgliedes) annullieren. Fast drei Jahre (April 2020) verstrichen, bis die Landesregierung eine neuerliche Entscheidung fällte. Sie blieb bei ihrem Nein zur geplanten Skischaukel. Die Anfechtung blieb erfolglos: Das Verwaltungsgericht Bozen wies im Februar 2021 den Rekurs der Oberländer Gletscherbahn AG zurück. Dagegen wurde beim Staatsrat berufen. Diesmal lief es für die Oberländer Gletscherbahn AG besser: Das oberste Verwaltungsgericht in Rom nahm den Rekurs zum Teil an und stellte Formfehler fest. Die Entscheidung wurde Ende März 2023 veröffentlicht. Damit holte der Staatsrat die schon totgeglaubte Skiverbindung Langtaufers–Kaunertal quasi wieder aus der Versenkung.

KEIN RUHMESBLATT. Das gesamte Bewilligungsverfahren ist kein Ruhmesblatt für die Südtiroler Landesregierung, aber auch nicht für die Grauner Gemeindepolitik. Die Stimmung am Reschen war emotional aufgeladen. Ein Grund war der Schlingerkurs, den die Mehrheit des Grauner Gemeindeausschusses und insbesondere die Führung der Gemeinde Graun hinlegten: Im August 2015 wurde zuerst ein Grundsatzbeschluss für die Verbindung gefasst und dann Ende Mai 2016 wurde auch die Machbarkeitsstudie der Oberländer Gletscherbahn genehmigt. Im Dezember 2020 vollzog der Gemeindeausschuss allerdings eine Kehrtwende, indem er in einer Stellungnahme mehrheitlich den Zusammenschluss ablehnte. Ein Grund, der angeführt wurde, ist z.B., dass man das Langtauferer Tal für den naturnahen Tourismus und für die Natur als faktische „Ruhezone“ erhalten wolle. Zudem wird dieses Verbindungsprojekt nun als Konkurrenz zu den Skigebieten Schöneben und Haider Alm erachtet und nicht mehr als Bereicherung. Diese Stellungnahme war ausschlaggebend dafür, dass die Gletscherbahn-Gesellschaft am Verwaltungsgericht Bozen (Berufungsinstanz) noch unterlag.

BALL LIEGT BEI REGIERUNG. Jetzt liegt der Ball wieder bei der Südtiroler Landesregierung, die auf das Urteil des Staatsrates zu reagieren hat. Sie hat eine neue Entscheidung zu treffen. Ein solcher Beschluss ist noch nicht erfolgt, ist die Regierung in Bozen doch erst seit Anfang Februar 2024 im Amt. Die Vollversammlung der Oberländer Gletscherbahnen AG sprach sich kürzlich dafür aus, das Vorhaben grundsätzlich weiter zu verfolgen. „Wir warten mit Spannung auf die neuerliche Entscheidung und werden, wenn die Südtiroler Landesregierung unserem Zusammenschluss-Projekt wieder eine Absage erteilt, genau ansehen, wie diese begründet ist“, betonte der Geschäftsführer der Oberländer Gletscherbahn AG und Obmann des TVB Tiroler Oberland Dr. Armin Falkner. Aus der Sicht der Gletscherbahngesellschaft hat die Südtiroler Landesregierung bei ihren ersten Entscheidungen diesen Zusammenschluss unter fadenscheiniger Begründung abgelehnt. Falkner ist nach wie vor von diesem Projekt überzeugt. „Es ist ein sinnvolles Projekt. Es kann nicht leicht abgelehnt werden. Dieser Zusammenschluss ist eine gute Sache für beide Seiten. Sowohl für den Vinsch­gau, der durch eine bessere Auslas­tung profitieren würde, als auch für das Tiroler Oberland“, argumentierte Falkner.

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