Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Das Ostergrab in Reutte - Zwischen Feuer und Verboten

Osterhochaltar erstrahlt nach 88 Jahren wieder in alter Pracht – 1. Teil

Die nächsten Wochen stehen die Kirchen ganz im Zeichen des bevorstehenden Osterfests. Drei Adjektive passen zum Hl. Ostergrab in der St. Anna Kirche in Reutte. Verbrannt, Verboten und Vergessen.
18. März 2024 | von Johannes Pirchner
Das Ostergrab in Reutte - Zwischen Feuer und Verboten
Das Ostergrab in der Pfarrkirche St. Anna in Reutte. RS-Foto: Pirchner
URSPRÜNGE DER OSTERGRÄBER IN ST. ANNA.  Das erste belegte Ostergrab in Reutte lässt sich vor mehr als dreihundert Jahren nachweisen. Die Ursprünge der Ostergräber lagen aber im Mittelalter, als christliche Pilger und Kreuzfahrer, inspiriert durch ihre Reisen ins Heilige Land, kunstvolle Kopien bei ihrer Rückkehr anfertigen ließen. 1703 wurde der erste Osterhochaltar von den Franziskanermönchen gemalt. Nach der Klosterchronik der Mönche dürfte dieser wunderschön und ansehnlich gewesen sein. Eine Darstellung oder eine detaillierte Beschreibung haben wir allerdings nicht. Jedoch war dieses Grab mit Kerzen beleuchtet. Diese Kerzen wurden von den Reuttenern gespendet. Allerdings kam es im gleichen Jahr zu einer furchtbaren Feuerkatastrophe, wo auch das Kloster und die Kirche bedroht und verwüstet wurden. Das neue Ostergrab wurde ein Raub der Flammen. Lediglich einige Messutensilien und die Statue der heiligen Anna konnten gerettet werden.

NEUERRICHTUNG UND VERBOT.  Nach vielen Jahren des Wartens war es dann im Jahre 1730 wieder soweit. Der Innsbrucker Maler Franz Hueber, welcher knapp drei Monate, für seine Arbeit in Reutte verbrachte, malte ein neues Ostergrab- 27 Jahre nach der Brandkatastrophe von 1703. Die damaligen Kosten beliefen sich auf etwa 300 Gulden. Gespendet wurde diese Summe vom damaligen Pfleger von Ehrenberg Freiherr Johann Gaudenz von Rost. Nun erstrahle das neue Ostergrab viele Jahre in neuem Glanz. Bis zu der Reformpolitik Kaiser Josephs II. (1741-1790) blieb das Grab unbehelligt, bis dieser die Aufstellung verboten hatte. Der Hintergrund war folgender: Joseph II. wollte die Monarchie effizienter und in gewisser Weise auch den Einfluss des kirchlichen Lebens auf den Alltag zurückdrängen. Alle kirchlichen Tätigkeiten, welcher aus seiner Sicht dem Staat keinen Nutzen brachten, wurden beschnitten oder verboten. Auch Prozessionen und viele christliche Feiertage wurden abgeschafft. Auch die Aufstellung eines Ostergrabs war aus Sicht des Kaisers eine Zeitverschwendung. Ab 1783 konnte lediglich der Tabernakel angebetet werden. Ab 1787 wurde verordnet, dass jegliches Aufstellen des Ostergrabs zu verbieten ist. Nach dem Tod des Kaisers wurden lediglich kleinere Versionen aufgestellt und das Grab geriet wieder in Vergessenheit, bis es erstmals 1840 wieder in voller Größe erstrahlte, mit welchem sowohl die Reuttener und alle Besucher eine große Freude hatten.

KRISENHAFTE 1840er JAHRE IM AUSSERFERN.  Im Jahre 1841 wurde das Grab nochmal aufwendig restauriert und wurde auch in den nächsten Jahren in voller Größe aufgestellt. Im Jahre 1846 bahnte sich allerdings wieder eine Katastrophe an. Mehr als 140 Jahre nach der Brandkatastrophe von 1703 brach in Reutte wieder ein Brand aus und vernichtete das Ostergrab zum zweiten Mal. In den nächsten Jahren wurde Reutte ebenfalls von einer Hungerkatastrophe und von revolutionären Ereignissen des Jahres 1848 heimgesucht. Aber gerade wegen dieser Krisen sammelte die Bevölkerung von Reutte eifrig und ließ sich nicht unterkriegen. Die Außerferner Mentalität, gerade wenn es schwierig ist, lässt man sich nicht unterkriegen, trifft in diesem Beispiel voll und ganz zu. Ein damaliger Initiator für eine Neuerrichtung des Grabs war der Schlossermeister Josef Wagner und die Reuttener spendeten eifrig für ein neues Ostergrab. Allerdings blieb hierbei noch die Frage, wer dieses anfertigen sollte.

EIN NEUES KUNSTWERK ENTSTEHT.  Nach einer Auswahl fiel die Wahl auf Anton Köpfle (1807-1879), welcher der Sohn des berühmten Außerferner Malers Josef Anton Köpfle (1757-1843) war. Die Rundschau berichtete über den Künstler im Jahr 2020. Anton Köpfle begann umgehend nach Auftragserteilung mit den Arbeiten für ein neues Ostergrab. Neben dem Ostergrab mahlte dieser auch die 14. Kreuzwegstationen neu. Nach der Fertigstellung des neuen Ostergrabes hat Köpfle dem Namen seiner Malerdynastie alle Ehre gemacht. Das heilige Grab erstrahlte zu den Osterfesten wieder in neuem Glanz. Nach diesen Arbeiten zog Köpfle nach Weißenbach, wo er lebte und als Gemeinderat und Gemeindevorsteher wirkte. 1879 verstarb er, sein Kunstwerk hat die Zeiten bis heute überlebt, allerdings kamen im 20. Jahrhundert nochmals unruhigere Zeiten auf das Ostergrab zu.

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