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Eine Landesrätin, die gern gestaltet

Seit fast eineinhalb Jahren ist die Telferin Cornelia Hagele als Landesrätin tätig, die RUNDSCHAU traf sie zum Gespräch

Die Telferin Cornelia Hagele ist seit Oktober 2022 als Landesrätin für das Ressort Gesundheit, Pflege, Bildung sowie Wissenschaft und Forschung tätig. Die RUNDSCHAU traf die Frohnatur in ihrem Büro im Landhaus in Innsbruck zum Gespräch und resümierte mit ihr die fast eineinhalb Jahre Amtszeit, sprach über Personalmangel und dementsprechende, künftige Herausforderungen im Gesundheitsbereich und darüber, wie sie neben der Politik einen Ausgleich findet.
19. März 2024 | von Nina Zacke
Eine Landesrätin, die gern gestaltet
Lösungsorientiert, kommunikativ und entspannt, so beschreibt sich die Politikerin Cornelia Hagele selbst. RS-Foto: Zacke
RUNDSCHAU: Frau Hagele, Sie sind seit eineinhalb Jahren im Amt als Landesrätin für die Bereiche Gesundheit, Pflege, Bildung sowie Wissenschaft und Forschung. Wie waren diese eineinhalb Jahre in Ihrer neuen Funktion als Landesrätin?
Cornelia Hagele: Aufregend, spannend und lehrreich, aber ganz wunderbar. Ich war am Anfang sehr überrascht über das Ressort, das ich bekommen habe, da ich vorher wenig mit Gesundheit und Pflege zu tun hatte. Mittlerweile weiß ich, dass das genau meine Themen sind.

RS: Es ist vor allem ein thematisch sehr breites Ressort, oder?
Hagele: Alle sagen, es ist ein breites Ressort, aber die einzelnen Themen passen perfekt zusammen. Nach fast eineinhalb Jahren Amtszeit kann ich sagen, dass die Zusammenhänge im Ressort groß sind. Gerade im Pflegebereich treten wir in den nächsten zehn Jahren enormen Herausforderungen entgegen. Und dann kommt die Bildung ins Spiel, und ich kann im Rahmen meines Ressorts direkt ansetzen. Aber auch der wissenschaftliche Bereich, mit der Forschung, auch der ist ganz wichtig und ergibt viele Synergien! Ich kann mit meiner Arbeit etwas bewegen, Veränderungen bewirken und mitgestalten. Für die Menschen etwas tun. Aber ich bin nicht so naiv und blauäugig, dass ich das ganze System direkt retten werden kann.

RS: Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit als besonders dringlich in Ihrem Zuständigkeitsbereich?
Hagele: Vor allem das Gesundheitssystem an sich, der Personalmangel ist dort massiv. Das ist natürlich in der gesamten Arbeitswelt ein Thema, das uns beschäftigt. Im Gesundheitsbereich verhält es sich dennoch etwas anders, weil wir dort Woman- und Manpower benötigen. Daher sind wir hier besonders gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Der Beruf der Pflegekraft ist eine anstrengende Tätigkeit, sowohl physisch als auch psychisch, deswegen müssen wir dafür sorgen, den Beruf attraktiver zu gestalten. Das heißt, es geht darum, sich Modelle zu überlegen, die adäquate Möglichkeiten schaffen. Der Personalmangel ist eine große Herausforderung – nicht nur in diesem Bereich, sondern über die ganze Wirtschaft gespannt.

RS: Wer und wie ist die Privatperson Cornelia Hagele?
Hagele: Ich glaube, ich bin sehr offen, interessiert und lösungsorientiert. Zudem würde ich mich als äußerst kommunikativ bezeichnen, ich mag Menschen und den Austausch mit ihnen und ich helfe gerne – ich denke, das ist eine wichtige Eigenschaft in dieser Position. Ich bin auch recht mutig, etwa in Dingen, die man angeht oder Entscheidungen, die man trifft. Vielleicht auch, weil ich nicht der Meinung bin, dass man jede Entscheidung immer richtig treffen kann – es ist gerade in meiner Funktion essentiell, sich Fehler eingestehen zu können und nicht zu glauben, dass nur ein Weg der richtige sein kann. Außerdem würde ich mich als recht entspannt einschätzen, aber ich bin nicht immer pünktlich. Das liegt aber auch daran, dass es mir wichtig ist, den Menschen zuzuhören und ihre Anliegen mitzunehmen. Und ich bin kreativ und gestalte sehr gerne.

RS: Das Gestalten zieht sich von Ihren privaten Interessen – hier in Ihrem Büro haben Sie die Wände kreativ gestaltet – bis hin zur Politik?
Hagele: Ich bin daran interessiert, Dinge zu gestalten, umzusetzen und auch zu verändern. Das macht mir einfach Spaß. Ich bin nicht der Meinung, dass alles, immer genau so bleiben muss, wie es bisher war. Man muss Dinge angehen und versuchen etwas besser zu machen, was in meiner Funktion als Landesrätin genauso wichtig ist, wie für mich als Privatperson.

RS: Sie haben Betriebswirtschaftslehre und Rechtswissenschaften studiert, im Bereich der Rechtswissenschaften promoviert. Wann fassten Sie den Entschluss, dem den Rücken zu kehren und in die Politik zu gehen?
Hagele: Die Politik hat mich schon immer interessiert, aber ich muss gestehen, dass ich als Jugendliche keine politische Aktivistin war. Allerdings war ich in der Volksschule in Telfs regelmäßig Klassensprecherin, weil es mir schon damals eine Freude bereitete, die Menschen in meinem Umfeld und ihre Interessen zu vertreten und für sie einzustehen. Wenn man gestalten will, dann kommt irgendwann der Gedanke, ob man sich nicht doch politisch aktivieren soll. Es ist nicht hilfreich, wenn du dich nur beschwerst und selbst nichts anpackst. Und die Welt schaut ganz anders aus, wenn man dann tatsächlich hier sitzt. Die Zeit in der Kommunalpolitik, insbesondere der nahe Kontakt zu den Bürgern, und die gemeinsame Arbeit mit dem Telfer Bürgermeister Christian Härting war für mich sehr lehrreich, worauf ich heute in dieser Funktion zurückgreifen kann. Und es war schon eine große Ehre, eine von den nur 36 Landtagsabgeordneten zu sein. Die Gesetzgebung ist eine spannende Sache. Diese Aufgabe jetzt als Landesrätin macht mir noch mehr Spaß.

RS: Gibt es neben der Politik Interessen oder Hobbies, für die Sie Zeit finden und die Sie regelmäßig verfolgen?
Hagele: Natürlich bleibt neben der Politik auch Zeit – man muss sich Zeit nehmen. Ich genieße die Zeit mit meinen beiden Kindern, die aktuell fünfzehn und bald siebzehn Jahre alt sind, und mit meinem Mann, und ich treffe mich ein- bis zweimal pro Woche mit meinem Papa, der wird bald 79. Dann ist da noch das Malen oder meine Freunde – natürlich ist das alles reduzierter als früher, aber zum Glück sind alle sehr verständnisvoll. Vor allem auch mein Mann. Wir haben uns gegenseitig immer sehr unterstützt. Das hilft sehr, wenn alles funktioniert und man selbst den Kopf frei hat. Aber ich muss ehrlich sein, meinen Job mache ich so gerne, dass ich es als Hobby sehe, die Arbeit ist für mich auch ein Ausgleich.

RS: Liebe Frau Hagele, vielen Dank für das Gespräch.
Eine Landesrätin, die gern gestaltet
Grün-blaue Kolibris und Kois schwimmen hinter ihrem Schreibtisch: In ihrem Büro im Landhaus hat die Landesrätin selbst Hand gelegt. RS-Foto: Zacke

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